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Könnte der 3D-Druck dem klassischen Baumarkt gefährlich werden? Wie geht man vor, wenn man ein Produkt in drei Dimensionen drucken möchte? LEAD erklärt euch Computer Aided Design und 3D-Scan.

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Das Potenzial von 3D-Druck ist riesig. Die Liste der Vorteile, die aktuell insbesondere für Industriekunden gelten, spart Material-, Transport- und Lagerkosten. Die sogenannte additive Fertigungsmethode macht es zudem möglich, Produkte in komplexen geometrischen Formen zu drucken. Doch eine Frage bleibt: Wie geht man denn nun vor, wenn man ein Produkt in drei Dimensionen drucken möchte?

Bevor es an den eigentlichen Druck geht, müssen die 3D-Daten exakt vorliegen beziehungsweise erstellt werden. Dazu kann man zum einen ein sogenanntes CAD, also Computer Aided Design, einsetzen; man konstruiert ein Objekt also mit Hilfe von Software. Diese Vorgehensweise ist individuell, hat aber den Nachteil, dass sie sehr aufwendig und teuer ist. Für den Endverbraucher spielt diese Option daher auf absehbare Zeit kaum eine Rolle.

Eine Alternative zur CAD-Konstruktion stellt der 3D-Scan dar. Diese Methode ist schneller, kostengünstiger und kommt außerdem bei schwierigen und besonders großen Modellen oft zum Einsatz. Die komplexen Daten aus einem 3D-Scan kann man auch später, abhängig vom Verwendungszweck, hinsichtlich Größe und Form anpassen. Das zu druckende Teil hierbei wird mit Lasern abgetastet. Das Ergebnis ist eine große Menge von Abtastpunkten, die in ihrer Gesamtheit eine Punktwolke bilden, den 3D-Scan. Rauschen und andere Fehlerquellen werden im nächsten Schritt am Computer eliminiert und die gescannte Punktewolke anschließend in ein Datenmodell umgewandelt; diesen Vorgang bezeichnet man übrigens als Polygonisierung. Sobald diese Daten vorliegen, kann im nächsten Schritt das Produkt ausgedruckt werden. Auch hierfür gibt es entsprechend spezialisierte Dienstleister,

Vom Modellauto bis zum menschlichen Organ

In einigen Fällen kann man sich das Scannen komplett sparen. Im Internet findet man heute schon unterschiedlichste Daten von 3D-Modellen, die man sich nur noch herunterladen muss. Einige davon sind kostenlos, für andere muss man bezahlen. Seiten wie Turbosquid geben einen Eindruck, was heute schon möglich ist und wie zukünftige Optionen aussehen könnten. Derzeit sind es beispielsweise Automodelle und andere Spielereien, die man in drei Dimensionen drucken kann. Morgen schon könnten es aber Pistolen oder gar menschliche Organe sein.

Zukunftsforscher gehen davon aus, dass der normale Möbelhändler in zehn oder 20 Jahren überhaupt keine realen Produkte mehr verkauft, sondern dass man bei ihm nur noch 3D-Druckdaten erstehen kann. Der Konsument druckt sich das Regal oder den Tisch dann entweder zu Hause selbst oder bei einem Dienstleister aus.

Die damit zusammenhängenden Probleme und Herausforderungen werden schnell deutlich: Wer stellt sicher, dass die entsprechenden Markenrechte geschützt und Copyrights richtig verwendet werden? Auf Seiten wie Turbosquid werden User schon heute auf diese Problematik hingewiesen, etwa wenn sie die Druckdaten eines Ferrari-Modells herunterladen möchten. Ein weiter Knackpunkt: Woher weiß ein Möbelhändler, dass ein Regal tatsächlich auch nur einmal ausgedruckt wurde?

Weitaus schwerwiegender sind jedoch die Gefahren, die mit gefährlichen oder gar tödlichen Produkten einhergehen. Wie regelt man beispielsweise den Druck einer Pistole und deren Munition?

Billy-Regale selber drucken?

Bevor wir uns allzu weit in die Zukunft wagen, in der wir unser Billy-Regal selbst ausdrucken können, wollen wir noch mal kurz überlegen, was uns der 3D-Druck als Endkonsumenten in den nächsten Jahren bringen kann.

Experten sehen für den 3D-Druck ein massenwirksames Potenzial nur, wenn massive Veränderungen auf Herstellerseite stattfinden. Haben wir es heute mit einer stark ausgeprägten Wegwerfgesellschaft zu tun, so könnte sich dies durch den 3D-Druck von Grund auf ändern. Mithilfe dieses Verfahrens kann man sich nämlich relativ leicht Ersatzteile selbst ausdrucken, und die Spülmaschine oder der Fernseher funktioniert wieder.

Werfen wir unsere Produkte aber lieber weg und kaufen uns neue, so hat der 3D-Druck-Ansatz nur für Liebhaber eine Relevanz; nur die müssen sich für ihren Plattenspieler ein Ersatzteil ausdrucken, das sie nicht mehr im Handel kaufen können.

Bevor der 3D-Druck also zum großem Sprung ansetzt, und wir uns unsere Möbelstücke selbst ausdrucken, muss sich die Wegwerf- zu einer Reparaturökonomie wandeln.

Dieser Beitrag ist auch bei LEAD digital erschienen.

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