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Kreativ-Awards

Copyright: Thomas Meichle

Thomas Meichle und Heiko Burrack haben zu einigen Themen eine sehr ähnliche Meinung. Bei anderen Fragen, zum Beispiel wenn es um Kreativ-Wettbewerbe geht, sehen sie die Dinge dagegen gänzlich anders. Daraus entstand die Idee, mit den beiden Herren eine themenbezogene Pro-und Kontra-Serie zu starten. Voilà!

„Ich bin dieses Jahr in der Jury vom GWA Profi!“ Diesen Satz, ausgesprochen mit einem freudigen Funkeln in den Augen, konnten Menschen in meinem Umfeld in den letzten Wochen häufiger hören. Denn ich freue mich riesig, dass ich zum ersten Mal in einer Kreativ-Award-Jury sitzen darf – noch dazu bei einem der angesehensten B2B-Awards überhaupt. Die Reaktionen derjenigen, denen ich so stolz von meinem Auftrag berichte, sind allerdings ganz unterschiedlich. Von „Wow cool, wie spannend!“ über „Ist das nicht viel Arbeit?“ oder „GWA Profi?! Kenne ich nicht“ bis „Wozu braucht man denn so einen Award?! Es gewinnen doch eh immer dieselben“ war da so ziemlich alles dabei…

Tatsächlich gehen die Meinungen über den Sinn und Unsinn von Kreativ-Wettbewerben weit auseinander. Auch Thomas Meichle (findet Kreativ-Awards gut und wichtig) und Heiko Burrack (hält Kreativ-Wettbewerbe für nicht gut und unwichtig) können sich in diesem Punkt nicht einig werden. Lesen Sie selbst!

PRO Kreativ-Awards:

Warum ich Kreativ-Wettbewerbe gut und wichtig finde.

Wer die Auftraggeber nach dem wichtigsten Entscheidungskriterium für eine Werbeagentur fragt, erhält meistens die Antwort: Kreativität. Damit sind neue Ideen gemeint, Impulse, normbrechende Gedankenverbindungen, auf die der Kunde selbst nicht gekommen wäre. Kreation ist also eine Kernleistung der Agenturen. Konsumenten bewerten Werbung spontan und subjektiv. Sie finden den einen Spot lustig, den anderen langweilig, sie fühlen sich angesprochen oder abgestoßen, sie sind eine Jury, die über Kreation urteilt. Eine Kreativ-Award-Jury macht im Prinzip nichts anderes.

Wer Kreativ-Awards als Show oder Selbstbeweihräucherung ablehnt, nimmt der Branche ein wesentliches Element. Cannes ist nicht nur eine Stadt, sondern ein Symbol für kreative Ideen der Agenturen. Ein Nagel ist nicht nur ein Stück Metall, sondern die höchste Auszeichnung für normbrechende Werbung. Wer den Ideen die Plattform nimmt, sich zu vergleichen, im Wettbewerb zu messen und Preise zu erringen, der erstickt auch die Diskussion über die Kernleistung der Agenturen. Wo sonst wird so engagiert über Ideen diskutiert? Wo sonst gibt es öffentlich so viele Beispiele für gute Werbung aus aller Welt zu sehen? Wie sonst können sich Kreative mit ihrer Arbeit an den Besten messen?

Natürlich sind die Urteile subjektiv und die Medaillen angreifbar. Das sind die Auszeichnungen bei Filmfestivals, Literaturpreisen, Musik-Awards oder Wein-Verkostungen auch. Soll man deshalb alle Wettbewerbe abschaffen? Wenn die Branche sich nicht mehr traut, die Ergebnisse ihrer Arbeit offen zu vergleichen, gibt sie das letzte Feld ihrer uneingeschränkten Kompetenz auf. Wer selbst bei Jurysitzungen dabei war, weiß, wie hart dort diskutiert wird. Das ist kein Gemauschel, dort bewerten nicht nur Werber sondern auch Kunden, dort stellt sich die zentrale Arbeit der Agenturen dem Urteil von Fachleuten. Für die Macher der Kampagnen ist das Motivation, Adrenalin und Lerneffekt.

Dieser Beitrag ist auch bei Marconomy erschienen.