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Etablierte Marken schauen neidisch auf viele Start-ups, weil diese schnell agieren, frei vom Ballast gewachsener Strukturen und Bürokratie. Aber nicht jedes Start-up wird ein Erfolg. Woran Gründer scheitern und was die Etablierten von den neuen lernen können, erklärt Michael Wiesler vom High-Tech Gründerfonds in Bonn.

In Deutschland werden jedes Jahr viele neue Unternehmen mit neuen Marken gegründet, von der neuen Kneipe bis zum digitalen Start-up. Gerade bei letzteren stellt sich die spannende Frage, welche davon erfolgreich sind und welche scheitern. Darüber habe ich mit Michael Wieser gesprochen, Senior Investment Manager beim High-Tech Gründerfonds in Bonn. Er sagt: „Zunächst einmal muss man feststellen, dass die meisten Start-ups entstehen, weil die Gründer ein konkretes Problem ihres Alltags oder ihres Arbeitslebens primär für sich vereinfachen wollen. Nach diesem ersten Schritt müssen sie natürlich herausfinden, ob ihre Leistung auch anderen Menschen helfen kann und ob diese dafür Geld zahlen würden. Um hier zu Ergebnissen zu kommen, ist es zwingend notwendig, dass sie ihre Idee offen mit anderen Menschen und auch mit Investoren wie uns diskutieren. Nur so erhalten sie Feedback, um ihren Ansatz zu optimieren. Wir benötigen diese Informationen, um eine Entscheidung bezüglich einer Finanzierung zu treffen.“

Start-up als Hobby: Das geht nicht

Warum funktionieren viele Start-ups nicht? Schaut man sich die Gründerlandschaft an, so ist eine Idee bei rund einem Drittel der Gründer, die eine Finanzierung erhalten, am Ende nicht erfolgreich. Ein weiteres Drittel überlebt zwar, kommt aber wirtschaftlich gerade so über die Runden. Nur die letzten 33 Prozent haben auch ökonomischen Erfolg. Da sich diese Zahlen nur auf die finanzierten Unternehmen beziehen, sind die tatsächlichen Geschäftsaufgaben natürlich viel zahlreicher. Dazu meint Michael Wieser: „Viele Gründer wollen sich auch in dieser frühen Phase absichern, indem sie sich parallel weiter bewerben oder das Start-up als Teilzeit sehen. Dies funktioniert in der Regel nicht. Investoren sehen das kritisch, sie erwarten ein All-in.“

Echte Konkurrenz kommt nicht von bekannten Wettbewerbern

In dieser Serie steht auch die Frage im Mittelpunkt, was die traditionellen Marken von denen mit einer digitalen DNS lernen können. Und umgekehrt. Zu dieser Frage sagt Michael Wieser: „Start-ups zeichnet aus, dass hier wesentlich schneller entschieden wird. Dies geht bei großen Unternehmen nicht, da dort bestimmte Prozesse und Hierarchien einzuhalten sind. Wir sehen aber auch, dass man diese Geschwindigkeit lernen kann. In den USA und besonders im Silicon Valley sehen die etablierten Unternehmen, dass die wichtigste Konkurrenz nicht von den ebenfalls eingesessenen Unternehmen kommt. Diese kennt man in der Regel und man trifft sich regelmäßig zum Beispiel auf Messen.

„Gerade im Silicon Valley sieht man, dass etablierte Unternehmen die Schnelligkeit der Entscheidungen von Start-ups lernen können.“

Viel bedeutsamer sind aber Wettbewerber, die aus dem Start-up-Bereich kommen. Diese fliegen erst einmal unter dem Wahrnehmungsradar, können aber schnell eine relevante Größe erreichen. Im Silicon Valley ist man daher oft sehr viel schneller bereit, von Seiten der traditionellen Unternehmen mit den jungen Herausforderern zu sprechen. Man kann dort einen Gesprächstermin sehr zeitnah erreichen, wenn man vermitteln kann, dass man eine Leistung entwickelt, die dem eigenen Unternehmen gefährlich werden können. In Deutschland ist dies so eher selten. Etablierte Unternehmen können von der Geschwindigkeit der Start-up-Szene lernen.“

Dieser Text ist auch bei acquisa erschienen.This content is only available in German.